Gibt es das perfekte Exposé?

von Sarah Schemske

Ein Schreibtisch mit meterhohen Papierstapeln, dazwischen im Licht einer einsamen Leselampe eine Gestalt, die sich ein Manuskript nach dem anderen mit dem Rotstift vornimmt. Nein, der Alltag einer Lektorin oder eines Lektors sieht anders aus. Oft findet er nicht im stillen Kämmerchen statt, sondern ist hoch vernetzt und digital. In manchen Verlagen gehören Manuskriptstapel zum Alltag, aber der Trend geht eindeutig zum Digitalen.

Wer seinen Text bei einem Verlag oder einer Agentur einreicht, sollte Folgendes beachten: Es ist wichtiger denn je, die Informationen zum eigenen Manuskript gut aufbereitet und übersichtlich zu präsentieren. Denn diese Informationen, meist in Form eines Exposés, dienen als Grundlage für Agenturen und Verlage, das Manuskript einzuschätzen. Oft bleiben im betriebsamen Alltag für ein unverlangt eingesendetes Exposé nur wenige Minuten, die darüber entscheiden, ob es eingehender geprüft oder direkt abgesagt wird. Das klingt harsch, entspricht aber der Realität.

Zuerst wird das Exposé gesichtet, bevor das Manuskript in Augenschein genommen wird. Ist das Exposé nicht überzeugend, sinkt die Chance, dass das Manuskript überhaupt angesehen wird.

Ist mein Exposé ein gutes Aushängeschild für mein Manuskript?

Daher muss sich jede Autorin und jeder Schriftsteller die Frage stellen: Ist mein Exposé ein gutes Aushängeschild für mein Manuskript? Selbstverständlich sollte das Exposé sprachlich einwandfrei sein, denn ein Exposé voller Tippfehler deutet auf ein Manuskript mit vielen Flüchtigkeitsfehlern hin. Aber darüber hinaus leistet es einen wichtigen Dienst für die Verlagsmenschen, die ihre Auswahl nicht nur nach literarischer Qualität treffen, sondern auch nach Zielgruppe, Vermarktungspotenzial und Verlagsprofil entscheiden.

Die Redakteurinnen und Lektoren sind meist eng vernetzt mit der Marketingabteilung und dem Vertrieb, sie kennen den Buchmarkt und sie wissen, welche Genres gefragt sind. Sie gestalten das Verlagsprogramm, die Veröffentlichungen der nächsten Monate und Jahre. Sie planen und überblicken also eine große Anzahl von Titeln.

Das darf man nicht mit dem Lektorat eines einzelnen Manuskripts vergleichen, das darauf ausgelegt ist, einen Text auf Herz und Nieren zu prüfen und zu verbessern. Diese wichtige Tätigkeit gibt es weiterhin, ist aber oft nicht die Kernaufgabe der Menschen, die im Verlag arbeiten. Dafür werden häufig selbstständige Fachleute aus den Bereichen Lektorat und Korrektorat beauftragt. Hunderte Veröffentlichungen im Jahr eingehend zu lesen und intensiv zu bearbeiten ist eine Aufgabe, die Verlagsangestellte meist auch gar nicht allein stemmen könnten.

Wer für einen Verlag Manuskripte prüft, hat nicht unbegrenzt Zeit zur Verfügung und achtet daher zunächst auf einige wichtige Kriterien. Aber welche?

Diese Eckdaten dürfen nicht fehlen

Zuerst sind da die Eckdaten eines Manuskripts.

  • Um welches Genre handelt es sich?
  • Welchen Umfang hat das Manuskript?
  • Welche Zielgruppe spricht es an?
  • Wie lässt sich die Handlung in einem kurzen Fließtext zusammenfassen?

Fehlen diese Informationen im Exposé, müssen sie mühsam zusammengesucht werden, da sich ohne sie keine Aussage zu den Punkten Zielgruppe und Vermarktbarkeit treffen lässt. Wer die Normseitenzahl selbst ausrechnen und das Manuskript bis zum Ende lesen muss, um die Eckdaten zu ermiteln, kann pro Woche nur eine Handvoll Manuskripte prüfen, ohne im Vorfeld nach den Verlags- oder Agenturanforderungen filtern zu können. Wahrscheinlicher ist, dass das unvollständige und wenig informative Exposé direkt eine Absage erhält.

Gibt es einen Trick, um das perfekte Exposé zu schreiben?

Das perfekte Exposé enthält alle wichtigen Informationen, die benötigt werden, um zu entscheiden, ob das Werk die Anforderungen eines Verlags erfüllt und in sein Programm passt. Da jeder Verlag andere Schwerpunkte setzt, gibt es nicht ein mustergültiges Exposé für alle Fälle. Viele Verlage und Agenturen beschreiben daher konkret auf ihren Webseiten, welche Informationen sie brauchen. Diese online zu recherchieren und sein Exposé entsprechend anzupassen, ist unverzichtbar. Die oben genannten Eckdaten dürften aber im Allgemeinen alle Verlage und Agenturen interessieren.

Viele Literaturschaffende, die sich an die Bücherschmiede wenden, finden es schwer, ein Exposé zu ihren eigenen Texten zu verfassen. Bereits die Genrezuordnung kann voller Fallstricke sein. Außerdem ist es nicht einfach, den Inhalt eines komplexen Manuskripts in wenigen Sätzen wiederzugeben. Welche Handlungsstränge sind wichtig, welche nicht? Welche Nebenfiguren können ausgelassen werden? Wird dann noch eine Vita verlangt, wächst die Unsicherheit, gerade bei Erstlingsautor:innen.

Wie kann man dieser Unsicherheit entgegenwirken? Vor allem durch Übung, denn das Exposéschreiben kann man erlernen. Wer das unangenehm findet, denkt am besten daran, dass ein gut ausgearbeitetes Exposé die Arbeit einer Lektorin oder eines Literaturagenten sehr erleichtert und die Chance erhöht, bemerkt zu werden.

Hier also noch mal eine Zusammenfassung der wichtigsten Bestandteile eines Exposés:

  • Arbeitstitel
  • Genre
  • Umfang
  • Zielgruppe
  • Einzelband oder Teil einer Reihe
  • Kurze Inhaltszusammenfassung: als Fließtext, keine Aufzählung in Stichpunkten. Ort und Zeit der Handlung und Hauptfiguren werden idealerweise schon im ersten Absatz genannt.
  • Vita: Hier wird kein klassischer Lebenslauf verlangt, sondern einige sympathische Sätze zum eigenen Leben und Schreiben. Hier und hier sind schöne Beispiele zu finden.

Viel Erfolg bei Ihrem Exposé!

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